Supply Chain Management Wiki

In Zeiten eines globalen Wettbewerbsdrucks und geringen Margen sind reibungslose Prozesse entlang der gesamten Lieferkette ein zentrales Erfolgskriterium. Wem es gelingt, den Material- und Informationsfluss zu optimieren, verschafft sich Wettbewerbsvorteile. Exakt dieses Ziel verfolgt das Supply Chain Management (SCM). Doch was steckt im Detail hinter dem weitverbreiteten Managementansatz? Welche Rolle spielt SCM in den verschiedenen Stufen der Lieferkette und wie sieht die optimale Software-Unterstützung aus? Welche Methoden werden eingesetzt und welche Fähigkeiten benötigt? Dieses umfassende Wiki beleuchtet alle wichtigen Aspekte.

Zu Beginn möchten wir uns mit einigen grundlegenden Fragen zum Supply Chain Management auseinandersetzen, indem wir die wichtigsten Begriffe definieren und die Ziele von SCM näher betrachten. Wir klären außerdem, welche zentralen Herausforderungen mit der Verwaltung von Lieferketten (Supply Chains) einhergehen. Dieses Basiswissen ist insbesondere dann wichtig, wenn Sie sich erstmalig mit Supply Chain Management beschäftigen.

Der Begriff Supply Chain Management, kurz SCM, beschreibt einen Ansatz zum Aufbau und zur Verwaltung kompletter Logistikketten. Einbezogen wird der gesamte Wertschöpfungsprozess, welcher bei der Rohstoffgewinnung beginnt, sämtliche Veredelungs-, Produktions- und Handelsstufen umfasst, und letztlich beim Endverbraucher endet. Neben physischen Gütern fließen entlang der Wertschöpfungskette auch Informationen und Geld. Es geht also nicht nur um Warenfluss, sondern insbesondere um eine reibungslose Zusammenarbeit sämtlicher Prozessbeteiligter und einen optimalen Informationsfluss.

Das moderne Supply Chain Management ist durch den papierlosen Austausch von Informationen gekennzeichnet, mit denen Planung, Beschaffung und Produktion flexibel aufeinander abgestimmt und kurzfristig an Veränderungen angepasst werden können. Die hierfür notwendige, tief greifende Vernetzung von IT-Systemen der Supply-Chain-Partner erfordert aus technischer Sicht Schnittstellen oder Plattformen für den Datenaustausch. Zudem ist ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Unternehmen, seinen Lieferanten und Kunden erforderlich, da weitreichende Einblicke in betriebsinterne Abläufe der Partner möglich sind.

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Auf den ersten Blick ähneln sich Logistik und SCM stark. Im Detail existieren jedoch deutliche Unterschiede. Unter Logistik sind sämtliche Transporte von Güternzu verstehen, wobei es unerheblich ist, ob diese im Rahmen der Beschaffung, des Vertriebs oder dazwischen veranlasst werden. Des Weiteren umfasst die Logistik auch sämtliche Prozesse der Lagerung von Waren. Das Supply Chain Management beschäftigt sich hingegen nicht nur mit logistischen Faktoren, sondern geht deutlich weiter. Es betrachtet sämtliche Prozesse rund um ein Produkt bis hin zur finalen Auslieferung. SCM erfasst sämtliche Abläufe und analysiert sie auf mögliches Verbesserungspotenzial und Fehler. Hierbei werden alle Einzelschritte und Teilbereiche des Produktentstehungsprozesses einbezogen. Anders formuliert könnte man sagen: Supply Chain Management ist eine qualitativ gesteigerte Form der Logistik mit neuen Methoden.

Das übergeordnete Ziel des Supply Chain Managements ist die Optimierung von Logistikketten zur Senkung von Kosten. Hierfür wird die gesamte Wertschöpfung an der Kundennachfrage ausgerichtet. Dies geht mit einer flexiblen, bedarfsorientierten Produktion einher. SCM synchronisiert auf dieser Basis zudem die Versorgung mit notwendigen Rohstoffen, Komponenten und Produkten. Es bezieht demnach die Lieferanten eng in die bedarfsgesteuerte Herstellung von Produkten ein.

Teilziele des Supply Chain Managements sind unter anderem die Senkung von Lagerkosten, die Reduzierung von Beständen entlang der Wertschöpfungskette, eine flexible Belieferung (bis hin zu „Just in time“), zuverlässige Lieferprozesse, eine enge Bindung von Lieferanten und Kunden sowie insgesamt verkürzte Durchlaufzeiten.

Insbesondere in komplexen Supply Chains kann SCM mit einigen Herausforderungen einhergehen. Zunächst werden Unternehmen der Lieferkette Teil eines komplexen Systems von international agierenden Produktions- und Logistiknetzwerken. Durch diese unternehmensübergreifenden Netzwerke ergeben sich hohe Anforderungen an die Zusammenarbeit und die Koordination zwischen den Beteiligten. Das Management entsprechender Systeme erfordert moderne IT-Lösungen, die es ermöglichen, Echtzeitdaten unterschiedlicher Herkunft und Struktur in einem Gesamtprozess zusammenzuführen. Dies reicht mittlerweile bis hin zum Einbezug von Endkunden über E-Commerce-Kanäle.

Neben den technischen Herausforderungen ist die Koordination sämtlicher Prozessbeteiligter eine organisatorisch schwierige Aufgabe für den Supply Chain Manager. Zwar können Details in Verträgen geregelt werden, was jedoch noch nicht bedeutet, dass sich sämtliche Glieder der Lieferkette auch an die Vereinbarungen halten. Kleinste Störungen, fehlende Spezifikationen und mangelnde Absprachen können trotz eins grundsätzlich durchdachten Supply Chain Managements zu Fehlern mit enormer Tragweite führen. Auch die Angst vor Missbrauch geteilter Informationen oder ein mangelndes Kompetenzniveau der beteiligten Partner kann den Erfolg von SCM-Projekten gefährden.

Die Tatsache, dass neben dem BWL-Studium mittlerweile sogar ein separater Studiengang „Supply Chain Management“ existiert, unterstreicht, wie komplex die Thematik ist. Nur erfahrene Supply Chain Manager sind in der Lage mit ihren Fähigkeiten die Kette professionell zu steuern.

Supply Chain Management umfasst sämtliche Schritte des Wertschöpfungsprozesses und tangiert hierbei mehrere Bereiche eines Unternehmens. Erste Maßnahmen greifen bereits bei der Produktentwicklung. Auch die Beschaffung, die Produktion und der Vertrieb werden im Rahmen von SCM betrachtet. Sehen wir uns im Folgenden an, welche Aufgabenstellungen in den einzelnen Bereichen bedeutsam sind.

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Bereits in der Produktentwicklungsphase übernimmt das SCM wichtige Aufgaben. Es ist dafür verantwortlich, geeignete Lieferanten zu evaluieren und einen flexiblen Beschaffungsprozess zu entwerfen. Hierbei spielen insbesondere die Qualitätsanforderungen und Werte des Unternehmens eine Rolle. Die frühe Einbindung der Supply Chain in die Produktentwicklung kann die Markteinführungszeit von Produkten verkürzen und Kosten reduzieren.

Das zentrale Ziel der Beschaffung ist die optimale Materialversorgung eines Unternehmens. Gleichzeitig sollen die Beschaffungs- und Lagerhaltungskosten möglichst gering gehalten werden. Das Supply Chain Management hat in diesem Kontext die Aufgabe, einen unterbrechungsfreien Materialnachschub zu gewährleisten und geeignete Lagerhaltungskonzepte auszuarbeiten. Unter engem Kontakt mit dem Einkauf, der Logistik und dem Controlling werden die komplexen Beschaffungs- und Versorgungsprozesse im SCM zentralisiert. Das Supply Chain Management steht zudem in Kontakt mit Lieferanten, um die organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen.

SCM befasst sich auch mit der internen Wertschöpfung. Es hat hier die Aufgabe, Produktionsprozesse zu optimieren, indem es eingesetzte Ressourcen wie Materialien, Fertigungseinrichtungen und Werkzeuge analysiert. Auch die Mitarbeiterqualifikation wird in diesem Rahmen untersucht. Ferner fallen Verpackungskonzepte ebenfalls in diesen Teilbereich.

Im Vertriebsbereich befasst sich das Supply Chain Management mit dem Einsatz von Transportmitteln, deren Kapazitäten und Auslastung sowie mit der Optimierung von Transportrouten. Auch in diesem Bereich liefern durchdachte Lagerhaltungskonzepte einen wichtigen Beitrag zu einer funktionierenden Supply Chain.

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SCM lässt sich in drei Phasen gliedern, die sich in ihrer zeitlichen Ausrichtung unterscheiden. Am Beginn steht das langfristig ausgelegte strategische Supply Chain Management. Es wird gefolgt von einer taktischen Phase, die letztlich in der operativen Durchführung des Supply Chain Managements mündet.

In dieser Phase werden Entscheidungen mit langfristigen Auswirkungen getroffen, die der kostengünstigen Gestaltung und Auslegung des Logistiknetzwerks sowie einzelner Logistiksysteme dienen. Typische Beispiele sind folgende Aspekte:

  • Standortwahl für Lager und Fabriken
  • Produktions- und Lagerkapazitäten
  • Investitionen
  • Lieferantenauswahl
  • Make-or-Buy-Entscheidungen (Eigenfertigung vs. Outsourcing)
  • Distributionsstrategien

Wichtig ist es, in dieser Phase ein Konzept für eine belastbare Supply-Chain-Strategie zu definieren, die den Markt- und Produktanforderungen entspricht.

Die beschlossenen Maßnahmen in dieser Phase werden mittelfristig (Zeitraum zwischen einem Vierteljahr und einem Jahr) operativ umgesetzt. Auf Basis des in der vorangegangenen Strategiephase entwickelten Supply Chain Designs werden hier beispielsweise Entscheidungen im Bezug auf Produktionsmengen, Produktionsressourcen, Bestände, Transporte, Versandstrategien, Arbeitszeiten und Mitarbeiter getroffen. Da die Phase auch das Erstellen von Fertigungsplänen enthält, wird sie teils Supply-Chain-Planungsphase genannt.

Das operative SCM befasst sich mit Unternehmensentscheidungen, die innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen umgesetzt werden. Auf Grundlage der Vorgaben aus den beiden vorangegangenen Phasen werden nun eingehende Aufträge von Kunden gehandhabt. Die klassischen Entscheidungen der operativen Phase betreffen Ablaufplanungen, Verladung, Picklisten und die Auftragsverarbeitung. Zudem werden Beziehungen zwischen Beständen und Bestellungen betrachtet. Ziel dieser „Prozessausführungsphase“ ist es unter anderem, die dynamische Komplexität der vielfältigen Kundenbeziehungen so zu managen, dass sich direkt eine Verbesserung der Kundenzufriedenheit ergibt.

Supply Chain Management Software ist ein Sammelbegriff für Systeme, welche die Umsetzung von SCM als Konzept unterstützen. Hierzu schaffen sie mithilfe eines Open-Data-Modells zunächst eine unternehmensübergreifende Informationstransparenz zu SCM-relevanten Aspekten wie Lagerbeständen, Bedarfen und Kapazitäten entlang der gesamten Supply Chain. Es geht also darum, Daten von Lieferanten, Herstellern, Händlern und Endkunden zusammenzuführen und diese gemeinsam zu nutzen. Eine weitere Aufgabe ist die Betrachtung verschiedener Szenarien, welche ebenfalls mehrere Unternehmen umfassen. Nicht zuletzt beinhaltet moderne Supply Chain Management Software Algorithmen, mit denen Bestände und Kapazitäten entlang der Lieferkette genau geplant und prognostiziert werden können. Bei dieser Ausprägung ist häufig auch von Advanced Planning & Scheduling Systemen, kurz APS, die Rede.

SCM Software wird entweder als Teilbereich von ERP-Lösungen, als Add-on oder als eigenständiges System angeboten. Während sich klassische ERP-Software eher auf interne Abläufe konzentriert, erweitert Supply Chain Management Software den Fokus auf unternehmensübergreifende Zusammenhänge. Insbesondere konkurrieren derzeit anspruchsvolle On-Premise-Systeme mit webbasierten SCM-Lösungen.

Zunächst sollte SCM Software in der Lage sein, branchenspezifische Prozesse abzubilden. Weiterhin ändern sich Geschäftsprozesse fortlaufend, weshalb SCM-Systeme flexibel anpassbar und erweiterbar sein sollten. Nicht zuletzt spielt die Offenheit der Software eine wichtige Rolle. Die Architektur muss es sämtlichen Partnern entlang der Lieferkette ermöglichen, sich ohne großen Aufwand miteinander zu vernetzen. Dies lässt sich heute im Wesentlichen durch Online-Plattformen oder intelligente Schnittstellen lösen. Eine intuitive Bedienbarkeit für die Mitarbeiter, welche unter anderem durch leicht verständliche Menüs und Oberflächen realisiert wird und so ein optimales Studium der Daten ermöglichen, rundet die Liste der Anforderungen ab.

SCM Software lässt sich in gestaltende, planende und ausführende Software unterteilen. Teils umfassen SCM-Systeme alle dieser drei Ebenen. Der wesentliche Bestandteil ist jedoch die Gestaltungs- und Planungsebene. Die ausführenden Funktionalitäten werden oftmals auch durch ERP- bzw. PPS-Systeme abgedeckt. Sehen wir uns im Folgenden an, was Supply Chain Management Software innerhalb der einzelnen Funktionsebenen leistet.

Die Designkomponente von Supply Chain Management Software stellt alle erforderlichen Basisinformationen für die Planungs- und Ausführungsebene bereit. Die Kernaufgabe besteht darin, die erarbeitete Strategie in optimale Produktions- und Logistikstrukturen umzusetzen. Häufig wird dies durch Visualisierungsmöglichkeiten unterstützt, mit denen die Supply Chain dargestellt und geplant werden kann. Letztlich ermöglicht es die Software also, eine realistische, systemübergreifende Abbildung des kompletten Logistiknetzwerks mit all seinen Abhängigkeiten und Beziehungen zu erstellen. Wichtige Bestandteile dieser Modellierung sind die unterschiedlichen Lager- und Produktionsstandorte sämtlicher Partner. Auf Basis dieses Modells können dann detaillierte Planungen erfolgen.

In dieser Ebene sorgt SCM Software dafür, sämtliche Ressourcen (Material, Personal, Maschinen und Anlagen) entlang der Lieferkette optimal zu planen. Hierbei werden die verschiedenen SCM-Phasen (strategisch, taktisch und operativ - siehe oben) berücksichtigt. Konkret bedeutet dies, dass das Planungsspektrum von der unternehmens- und systemübergreifenden Netzwerkplanung bis hin zu Details der operativen Produktionsplanung reicht. Damit dies erfolgen kann, müssen meist mehrere Systeme und Module miteinander vernetzt werden.

Die Planungsmethoden von Supply Chain Management Software unterscheidet sich deutlich zu den Werkzeugen herkömmlicher ERP-Lösungen. Vor allen Dingen besitzt SCM Software umfangreichere, modernere Optimierungs- und Simulationsverfahren. Sie weißen außerdem eine höhere Planungsgeschwindigkeit auf, was leistungsfähige Speichertechnologien (Caching) voraussetzt.

Im Einzelnen befasst sich die planende Komponenten von SCM-Systemen mit folgenden Aspekten:

Hier geht es um die langfristige Gestaltung von Supply-Chain-Netzwerken. SCM Software liefert in diesem Bereich die Basis für die Entwicklung bedeutsame Managemententscheidungen, darunter Investitionen, Standortfragen oder die Lieferantenauswahl.

In diesem Rahmen wird eine Grobplanung auf taktischer Ebene erstellt, die alle wichtigen Elemente der Lieferkette enthält. So erfolgt beispielsweise eine bereichsübergreifende Betrachtung und Planung der Produktion, des Einkaufs, der Distribution und interner sowie partnerübergreifender Transporte.

Im Bereich der Absatzplanung soll SCM Software die Frage beantworten, welche Menge an Produkten künftig in welchen Bereichen abgesetzt werden. Technisch ist hierfür eine belastbare Datenbasis erforderlich. Meist werden Absatzzahlen aus der Historie, Statistiken zu Sonderaktionen und Marktforschungsdaten kombiniert. Es handelt sich um große Datenmengen unterschiedlichster Herkunft, weshalb spezielle Technologien zur Zusammenführung, Speicherung und Auswertung erforderlich sind.

Auch die Produktionsplanung ist Teil eines Supply Chain Management Systems. Auf Basis der Absatzplanung, also der Kundenbedarfe, muss die Software in diesem Bereich Produktionsaufträge erstellen und eine exakte Terminierung vornehmen. Bei der simultanen Planung werden sämtliche Ressourcen (Material, Personal und Anlagen) berücksichtigt. Die notwendigen Daten werden häufig aus ERP-Systemen herangezogen. Die wesentlichen Ziele sind kurze Durchlaufzeiten, minimale Kosten, niedrige Bestände und optimale Lieferbereitschaft. Um all dies zu realisieren, nutzt moderne SCM Software mathematische Optimierungsverfahren, Algorithmen und Heuristik-Funktionen.

Die Bestandsplanung ist eng mit der Bedarfs- und Distributionsplanung verbunden. Die Zielsetzung besteht darin, eine unternehmensübergreifende Bestandsverwaltung zu etablieren, in deren Rahmen die Bestände und der Nachschub für sämtliche Lagerorte optimal geplant werden kann. Dies geht mit einem intensiven Bestandscontrolling und dynamisch veränderbaren Bestandsgrößen (z. B. Melde- und Sicherheitsbeständen) einher. Zur Ermittlung des optimalen Bestands werden außerdem Parameter wie Lagerkosten, Kapazitäten, Umschlagshäufigkeiten, Schwankungen und Mengen betrachtet.

In dieser Komponente geht es um die Planung der Lagerung, Kommissionierung und Verteilung von Produkten, wobei Kunden- und Marktanforderungen ebenso berücksichtigt werden müssen wie betriebliche Einflüsse (z. B. Bestände, Aufträge, Produktion und Logistik). Im Vergleich zur herkömmlichen Distributionsplanung existiert in SCM-Systemen ein deutlicher Unterschied: Bestände und Nachschub werden nicht vom Hersteller, sondern im Lager des Kunden gesteuert. Ein Beispiel hierfür sind Logistikzentren von Automobilzulieferern.

Im Rahmen der Transportplanung werden Transportbedarfe entlang der gesamten Lieferkette ermittelt, um Transportprozesse auf dieser Grundlage optimal zu planen. Das Ziel: Jedes Produkt soll in der korrekten Ausführung, zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge und zu optimalen Kosten verfügbar sein. Die Planung zwischen den Partnern erfolgt simultan und umfasst mehrere Funktionen. Zu nennen sind die Versandterminierung, die Auswahl von Transporteuren, die Festlegung von Transportmitteln, die Definition von Routen und Lieferplänen sowie die Kalkulation der Transportkosten.

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SCM Software bietet in der Regel Funktionen an, mit denen Aufträge simuliert werden können. Hierbei werden die möglichen Auswirkungen eingehender Kundenaufträge auf die Lieferkette in Echtzeit dargestellt, woraus sich optimierte Vorgehensweisen ableiten lassen. Die Auftragssimulation kann zugleich als Schnittstelle zwischen der Planungs- und der Ausführungsebene verstanden werden. Zu unterscheiden sind folgende Anwendungsarten:

  • ATP-Anwendungen (Available to Promise)
  • CTP-Anwendungen (Capable to Promise)

ATP-Anwendungen prüfen, ob der vom Kunden gewünschte Liefertermin eines Auftrags realisierbar ist. Stellt sich heraus, dass der Termin nicht eingehalten werden kann, unterbreitet das System Alternativen, wobei aktuelle Lagerbestände und die Produktionsauslastung berücksichtigt werden. Im Ergebnis erhält der Kunde eine Information über den frühestmöglichen Liefertermin.

CTP-Anwendungen unterstützen den planenden Supply Chainer, indem sie prüfen, ob Eilaufträge von Kunden mit definierten Lieferterminen in der laufenden Produktion dazwischen geschoben werden können. Im zweiten Schritt können die Informationen an die betroffenen Unternehmensbereiche weitergeleitet werden, wodurch sich Ressourcenkonflikte vermeiden lassen. Teils ist diese Überprüfung heute so schnell, dass Kunden bereits während eines Telefonats über die Machbarkeit informiert werden können.

Die ausführende Ebene von SCM Software, auch „Supply Chain Execution“ genannt, beinhaltet sämtliche Funktionen zur operativen Steuerung der gesamten Lieferkette. Innerhalb kurzer Zeit werden hierbei umfangreiche Daten unterschiedlicher Herkunft verarbeitet, um schnelle Entscheidungen im laufenden Geschäft treffen zu können. Die wesentlichen Funktionen sind die Auftrags- und Lagersteuerung sowie das Transport- und Lagermanagement. Daneben beinhaltet die Ausführungsebene Funktionen für das SCM Controlling. Häufig werden hierbei definierte Kennzahlen genutzt.

Sehen wir uns zuletzt noch einzelne Fragestellungen an, die im Zusammenhang mit Supply Chain Management immer wieder gestellt werden. Zunächst betrachten wir den sogenannten Bullwhip-Effekt, der Kommunikations- und Abstimmungsprobleme in Lieferketten beschreibt. Danach beschäftigen wir uns in diesem Abschnitt außerdem mit dem Thema Nachhaltigkeit (Sustainable Supply Chain Management).

Beim Bullwhip-Effekt (auch Peitscheneffekt) handelt es sich um ein nachweisbares Phänomen, welches bei Nachfrageschwankungen in mehrstufigen Supply Chains auftritt. Die hierbei entstehenden Schwankungen verstärken sich, je weiter man sich in der Lieferkette vom Endkunden entfernt. Ausgelöst wird der Bullwhip-Effek  durch eine falsche Interpretation bestimmter Signale.

Am besten werden die Auswirkungen anhand eines konkreten Beispiels deutlich: Abweichend vom bisherigen Bestellverhalten kommt es zu einer leichten Steigerung der Endkundennachfrage. Die Kettenglieder der vorgelagerten Stufe (z. B. Einzelhändler) reagieren, indem sie ihre Bestellmengen ebenfalls erhöhen, um Engpässe zu vermeiden. Die nächste Stufe der Lieferkette (z. B. der Großhandel) erhöht ihre Bestellmenge noch stärker, da sie ebenfalls keine Lieferengpässe riskieren möchten. Dieser Peitscheneffekt verstärkt sich innerhalb von Supply Chains immer weiter und reicht bis hin zum Hersteller, der letztlich mit einer deutlich höheren Produktionsmenge reagiert. Sämtliche Glieder der Lieferkette erhöhen zudem zwangsläufig ihre Bestände, was insgesamt zu steigenden Kosten führt.

In der Praxis wird der Bullwhip-Effekt oftmals von diesen Faktoren verstärkt:

  • (deutliche) Preissenkungen
  • Gewähren von Mengenrabatten
  • Bündelung von Aufträgen auf Kundenseite

Aufschaukelungseffekte lassen sich nur dann auf ein Minimum reduzieren, wenn eine intensive und reibungslose Kommunikation zwischen allen Partnern der Supply Chain stattfindet. Insbesondere müssen Schwankungen in der Nachfrage möglichst frühzeitig erkannt und sofort an alle Stufen der Lieferkette kommuniziert werden. Zusätzlich kann der Bullwhip-Effekt durch kürzere Lieferintervalle minimiert werden, da Händler in diesem Fall trotz geringer Bestände flexibler auf Bedarfsschwankungen reagieren können. Darüber hinaus sollten Werbemaßnahmen, die durch niedrige Preise mit einer hohen Nachfrage einhergehen, frühzeitig bekannt gegeben und berücksichtigt werden, sodass sich sämtliche Partner auf erhöhte Bedarfe einstellen können.

Sustainable Supply Chain Management (kurz SSCM) ist ein Ansatz, der aus dem klassischen Supply Chain Management hervorgegangen ist. Der entscheidende Unterschied wird durch den Zusatz „Sustainable“ („nachhaltig“) beschrieben. SSCM beschäftigt sich also mit der nachhaltigen Gestaltung konventioneller Supply Chains. Neben der Ökonomie werden also auch ökologische und gesellschaftspolitische Gesichtspunkte berücksichtigt. Die Herkunft von Rohstoffen und Produkten spielt hierbei ebenso eine Rolle wie die Nutzung und die Entsorgung.

SSCM wird aus verschiedenen Gründen in Unternehmen implementiert. Einerseits wird durch Stakeholder zunehmen ein ökologisch und sozial verantwortliches Verhalten gefordert, andererseits müssen sich Unternehmen zwangsläufig an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Nicht zuletzt kann Nachhaltigkeit heute ein Wettbewerbsvorteil sein. Einen besonders hohen Druck üben gesetzliche Regelungen zum Umweltschutz aus. Doch auch Arbeitsbedingungen, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, sind eine Thematik, die zunehmend kritisch hinterfragt wird. Verbraucher treffen ihre Kaufentscheidung zudem immer mehr anhand der Fragestellung, ob ein Produkt umwelt- und sozialverträglich hergestellt wurde.

Die Einführung von Sustainable Supply Chain Management verursacht einen enormen organisatorischen Aufwand - insbesondere, wenn es sich um komplexe, globale Lieferketten handelt. Viele Unternehmen stellen sich daher die Frage, ob Kosten und Nutzen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Häufig wird SSCM daher nur unter Druck implementiert.

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